Du bekommst eine neue Amazon-Bestellung rein, aber die Auslieferung ist nicht möglich. Weder für den Kunden noch für dich als Amazon-Seller ist das eine schöne Situation. Warum die Stornoquote vor Erfüllung mehr ist als nur die Anzahl an verpassten Verkäufen und wie du die Stornoquote optimieren kannst, erfährst du in diesem Beitrag.
Was ist die Stornoquote bei Amazon und warum ist sie wichtig?
Stornoquote im E-Commerce – da kommt dir wahrscheinlich sofort die Anzahl der vom Kunden stornierten Bestellungen in den Sinn.
Die Amazon-Stornorate beziffert allerdings eine andere Kennzahl. Hier geht es nicht um die Kundenrücktritte, sondern um deine eigenen Stornierungen als Amazon-Verkäufer.
Wieso solltest du als Verkäufer eine Bestellung stornieren?
Das kommt leider öfter vor als gedacht: Ein Kunde bestellt einen Artikel, den du laut deines Systems noch auf Lager hast – doch beim Kommissionieren stellst du fest, dass das letzte Exemplar beschädigt ist oder die Inventur nicht stimmte. Oder vielleicht hat ein Lieferant seine Zusage nicht eingehalten, und die Nachbestellung ist noch nicht eingetroffen. In solchen Fällen bleibt dir nichts anderes übrig, als die Bestellung zu stornieren und dem Kunden mitzuteilen, dass du nicht liefern kannst.
Die Anzahl genau dieser Fälle beziffert Amazon mit der Stornoquote, die auch Stornoquote vor Erfüllung genannt wird.
Wie wird die Stornoquote vor Erfüllung berechnet?
Die Stornoquote bei Amazon bezeichnet konkret den Prozentsatz der Bestellungen, die du als Verkäufer innerhalb der letzten sieben Tage stornieren musstest, bevor die Auftragsabwicklung abgeschlossen wurde.
Eine Stornoquote von 2 % bedeutet also, du konntest von 100 Bestellungen in den letzten 7 Tagen 2 nicht erfüllen und musstest sie stornieren.
Wichtig: Diese Kennzahl betrifft nur Amazon-Seller, die ihre Waren selbst versenden – also über Fulfillment by Merchant (FBM) oder Prime durch Verkäufer. Bei Sellern, die Fulfillment by Amazon (FBA) nutzen, ist die Stornoquote für deine Verkäuferbewertung nicht relevant.
Welche konkreten Folgen hat eine zu hohe Stornoquote?
Für Amazon hat das perfekte Kauferlebnis der Kunden einen sehr hohen Stellenwert. Eine hohe Stornoquote ist für Amazon ein Alarmsignal – sie deutet auf ein mangelhaftes Bestandsmanagement hin und führt letztlich zu enttäuschten Kunden, was Amazon unbedingt vermeiden möchte.
Wenn nach abgeschlossener Bestellung plötzlich die Nachricht eintrifft: „Leider können wir nicht liefern“, ist die Enttäuschung groß und das Vertrauen in Amazon als Plattform erleidet möglicherweise Brüche.
Außerdem gehen dem E-Commerce-Giganten mit jeder stornierten Bestellung Verkaufsprovisionen verloren.
Aus diesen beiden Gründen ist die Stornoquote eine wichtige Kennzahl für die Verkäuferbewertung.
Nur wer eine geringe Stornoquote vor Erfüllung hat (im Optimalfall nahe null Prozent) kann sich berechtigte Hoffnungen auf die Amazon Buy Box machen.
Die Amazon Buy Box bekommen nur Verkäufer mit geringer Stornoquote
Auch für Amazon SEO spielt die Stornoquote eine wichtige Rolle. Ist der Anteil der stornierten Bestellungen zu hoch, wird Amazon dein Produkt nicht weit oben ranken lassen, selbst wenn die Bewertungen optimal sind und das Listing perfekt SEO-optimiert ist.
Gemäß den Richtlinien von Amazon gibt es sogar eine ganz harte Grenze für die Stornoquote: Damit ein Verkäufer auf Amazon verkaufen darf, muss diese unter 2,5 Prozent liegen. Wird diese Schwelle überschritten, droht eine Sperrung des Verkäuferkontos.
Du solltest also aus mehreren Gründen unbedingt daran interessiert sein, deine Stornorate so gering wie möglich zu halten:
- Schutz deines Verkäuferkontos: Eine zu hohe Stornoquote kann zu Einschränkungen bis hin zur Sperrung deines Amazon-Kontos führen
- Bessere Buy Box-Chancen: Verkäufer mit niedrigen Stornoquoten werden bei der Vergabe der begehrten Buy Box bevorzugt
- Höhere Kundenzufriedenheit: Jede nicht stornierte Bestellung ist ein zufriedener Kunde, der potenziell zurückkehrt
- Vermeidung negativer Bewertungen: Stornierungen führen oft zu Frust, der sich in schlechten Bewertungen niederschlägt
- Geringerer Arbeitsaufwand: Jede Stornierung verursacht zusätzlichen Verwaltungsaufwand und Kommunikationsbedarf
- Bessere Planbarkeit: Ein gut funktionierendes Bestandsmanagement mit wenig Stornierungen macht dein Geschäft berechenbarer
- Kosteneinsparungen: Weniger Stornierungen bedeuten weniger entgangene Umsätze und geringere Prozesskosten
So senkst du deine Amazon-Stornoquote in 3 Schritten
Deine Stornoquote auf Amazon ist zu hoch und du bist den kritischen 2,5 Prozent gefährlich nahe? Oder du möchtest einfach nur sichergehen, dass alle deine Bestellungen einwandfrei ablaufen und du nie auch nur in die Nähe einer kritischen Stornorate kommst? Dann bekommst du hier die nötigen Strategien, um deine Stornoquote auf Amazon nachhaltig zu senken.
1. Manage dein Inventar akribisch
Dein Lagerbestand sollte so zuverlässig wie ein Schweizer Uhrwerk sein und nicht wie die Wettervorhersage für in 8 Wochen. Achte penibel auf eine gute Warenwirtschaft und sorge dafür, dass hier nichts “anbrennt”.
Führe regelmäßige Inventuren durch, um Diskrepanzen zwischen deinem tatsächlichen Lagerbestand und den in deinem System hinterlegten Zahlen frühzeitig zu erkennen. Nichts ist ärgerlicher als eine Bestellung zu erhalten, nur um dann festzustellen, dass das vermeintlich vorhandene Produkt in Wirklichkeit schon längst verkauft wurde oder – noch schlimmer – gar nicht existiert.
Richte zudem Sicherheitsbestände ein, die als wertvolle Puffer dienen, wenn die Nachfrage unerwartet steigt oder sich die Lieferungen an dich verzögern.
Eine professionelle Bestandsverwaltungssoftware hilft dir, dein Inventar über alle Verkaufskanäle hinweg synchron zu halten. Das ist insbesondere dann unverzichtbar, wenn du nicht nur als Amazon-Seller aktiv bist, sondern auch über andere Shops verkaufst. Moderne Tools können dir sogar die erwarteten Verkäufe innerhalb der nächsten Woche prognostizieren und dir Tipps zum optimalen Lagerbestand geben.
2. Optimiere deine Lieferantenbeziehungen
Deine Lieferanten sind deine wichtigsten Verbündeten, wenn es um Erfolge als Amazon-Seller geht. Wenn die Großlieferung deiner auf Amazon zu verkaufenden Artikel seit Wochen überfällig ist, kann selbst das beste Inventar mit dem größten Sicherheitspuffer an die Belastungsgrenze kommen.
Arbeite deswegen mit Partnern zusammen, die bekannt dafür sind, ihre Lieferversprechen einzuhalten. Um 5 % günstigere Einkaufspreise nützen dir nichts, wenn die Ware ständig zu spät kommt.
Es empfiehlt sich, mit den Lieferanten klare Vereinbarungen zu treffen. Welche Konsequenzen gibt es bei Nichterfüllung? Wenn diese Dinge bereits im Vorfeld geklärt sind, können sie dir ein Stück Sicherheit während angespannter Phasen geben.
Für deine wichtigsten Produkte solltest du zudem immer einen Plan B in der Hinterhand haben. Führe eine Liste von alternativen Lieferanten um, die dir im Notfall aus der Patsche helfen können.
3. Steuere deine Produktverfügbarkeit clever
Stelle sicher, dass dein Amazon-Inventar automatisch und in Echtzeit aktualisiert wird. Veraltete Bestandsdaten sind einer der häufigsten Gründe für stornierte Bestellungen.
Richte zudem Systeme ein, die automatisch Nachbestellungen bei deinen Lieferanten auslösen, sobald der Bestand einen kritischen Wert erreicht. Mit einer intelligenten Bestandssteuerung vermeidest du das klassische Szenario: Der zuständige Mitarbeiter ist in seinem wohlverdienten Urlaub, während in deinem Shop die Bestandsampel auf Rot springt und potenzielle Kunden samt ihrer Geldbörsen zum Wettbewerb abwandern.
Automatisierte Prozesse sorgen dafür, dass dein Bestandsmanagement stets reibungslos läuft – und du musst nicht mit ansehen, wie dir wertvolle Umsätze durch die digitalen Maschen schlüpfen.
Keine Lust, die Logistik selbst zu übernehmen? Denke über Amazon FBA nach!
Du hast wichtigere Dinge zu tun, als dich mit Lagerbeständen herumzuschlagen? Mit Fulfillment by Amazon (FBA) übernimmt der E-Commerce-Gigant die komplette Logistik für dich – von der Lagerung bis zum Versand. Während Amazon sich um die perfekte Bestandsverwaltung kümmert, kannst du dich auf Produktentwicklung, Marketing und Wachstumsstrategien konzentrieren. Das Beste daran: Stornierungen aufgrund von Bestandsproblemen gehören der Vergangenheit an, denn Amazon storniert keine Bestellungen für Produkte, die in ihren Lagerhallen verfügbar sind.
Dieser einfache Schritt, wie du die Stornoquote optimieren kannst, ist selbstsverständlich nicht gratis. Konkret fallen bei Amazon FBA Lagergebühren ab 0,45 € pro Monat und Artikel (je nach Größe und Gewicht) sowie Versandkosten zwischen 2,35 € für Standardgrößen und bis zu 5,65 € für Übergrößen an – dazu kommen saisonale Aufschläge in der Vorweihnachtszeit und Langzeitlagergebühren für Artikel, die länger als 365 Tage im Lager verweilen.
Stornoquote optimieren: Orientiere dich an 0 Prozent
Stornierte Bestellungen sind ärgerlich und problematisch für deinen Verkaufserfolg auf Amazon. Konsequenzen einer zu hohen Stornoquote vor Erfüllung wie ein Verlust der Buy Box, schlechte Rankings oder sogar eine Sperrung des Verkäuferkontos solltest du unbedingt vermeiden.
Mit einer professionellen Warenwirtschaft und optimierten Prozessen vermeidest du unnötige Stornierungen und hältst die Stornoquote vor Erfüllung nahe 0 Prozent.